Der Test
„Kim, komm endlich runter, sonst verpasst du den Bus!“, ruft meine Mutter aus der Küche zu mir hoch.
„Ja, ich komme ja schon. Beruhig dich wieder.“, antworte ich ihr genervt.
Der Tag beginnt wie jeder andere. Eigentlich habe ich keinen Bock auf die Schule, aber irgendwie dann auch immer wieder doch. Wahrscheinlich sind es die Leute dort, die machen es ertragbar.
Schnell mein Vesper geschnappt und in den Rucksack gestopft und auf zur Haltestelle. Ashley hält mir wie immer einen Platz frei, und zwar immer denselben. Der gegenüber der hintersten Türe. Ist irgendwie so eine Tradition geworden.
„Hey Kim.“, werde ich begrüßt.
„Hi Ash.“, erwidere ich und setze mich.
„Und, hast du auch die ganze Nacht für den Englisch Test gelernt?“
„Was? Ist der heute?“, frage ich geschockt nach.
Ashley muss lachen. „Ne, morgen, aber ich wusste, dass du so reagieren würdest.“
„Wie schaffst du es jedes Mal, mich so reinzulegen?“
„Ich kenne dich halt.“, antwortet Ash zwinkernd.
Auf dem Stundenplan steht heute mal wieder Deutsch. Eigentlich habe ich ja nichts gegen das Fach, aber unser Lehrer ist einfach so eine Niete. Man merkt ihm an, dass er genauso wenig Lust hat wie wir und das ist halt für die Motivation echt tödlich. Aber für mich hat Deutsch auch etwas Gutes. Denn zufälligerweise sitze ich dort schräg hinter Sasha. Und das mit Sasha war so etwas wie Liebe auf den ersten Blick. Seitdem wir zusammen in der Oberstufe sind und uns das erste Mal unterhalten haben kann ich eigentlich an niemand anderen mehr denken.
Aber ich bin zu schüchtern. Bisher habe ich es keiner Person erzählt. Nicht mal Ash weiß davon. Das Problem dabei ist nämlich Maxim, die beiden sind irgendwie unzertrennlich. Und Maxim und ich sind quasi Nachbarn, kennen uns schon ewig aber konnten uns noch ausstehen. Die Beiden gibt’s aber nur im Doppelpack und deshalb wird das sowieso nichts. Außerdem habe ich doch eh keine Chance, ich bin vermutlich nicht Sashas Typ. Ich sollte mir das aus dem Kopf schlagen. Aber jeder der Mal in so einer Situation war weiß, wie schwer, ja fast unmöglich, das ist.
So geht ein weiterer Tag vorbei an dem wieder nichts passiert ist. Auf der Heimfahrt im Bus verabrede ich mich noch mit Ash und ein paar Anderen fürs Freibad am Samstag. Zu Hause angekommen werfe ich meine Tasche aufs Bett und setze mich sofort an den Computer. Youtube und Tumblr sollen mich auf andere Gedanken bringen. Aber irgendwie suche ich genau nach den falschen Videos und Posts und lade so im Kopf immer wieder bei Sasha. Eigentlich sollte ich ja lernen, aber auch dazu fehlt die Motivation. Obwohl ich eine gute Note in Englisch echt nötig hätte.
„Kim, kommst du bitte runter? Es gibt Essen.“, ruft meine Mutter
„Ja, ich komme gleich.“, antworte ich ihr abermals.
Sie hatte wieder für uns drei gekocht und wieder sitzen wir schweigend zusammen am Esstisch.
„Kim, was ist los? Du siehst so niedergeschlagen aus.“, fragt meine Mutter dann irgendwann.
„Ich bin nur müde.“
„Sicher? Du kannst uns alles erzählen.“, schaltet sich dann auch mein Vater ein.
„Ja, wirklich alles gut.“, erwidere ich und versuche irgendwie zu lächeln.
Den Rest des Abends verbringe ich irgendwo zwischen meinem PC, meinem Bett und meinem Fernseher. Erst kurz bevor ich ins Bett gehe, überfliege einmal kurz die Vokabeln. Und morgen geht dann wieder alles von vorne los.
© Chads
1. Welches Geschlecht hast du, der Leser?
2. Welches Geschlecht hat der Ich-Erzähler der Geschichte deiner Meinung nach?
3. Hat sich das Geschlecht des Ich-Erzählers deiner Meinung nach während der Geschichte verändert?
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