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  Soll ich dich mitnehmen? 11.08.2025 07:30 (UTC)
   
 

Soll ich dich mitnehmen?


Es war schon spät als ich mich auf meinem Weg nach Hause befand. Ich hatte noch eine lange Strecke vor mir und wollte nur so schnell wie möglich daheim sein. Es war bereits kurz nach Mitternacht und ich war sehr müde. Die laute Musik hielt mich wach. Die Straßen waren sehr leer, ich fühlte mich teilweise sehr allein. Es war keine einzige Wolke am Himmel und der Vollmond strahlte mich durch das Seitenfenster an. Trotz meiner Eile versuchte ich, es nicht zu übertreiben, denn als Fahranfänger traute ich mir noch nicht so viel zu.

Als ich noch etwa eine Stunde zu fahren hatte passierte etwas merkwürdiges. In einer sehr engen kurve die mich dazu zwang meine Geschwindigkeit drastisch zu veringern, bemerkte ich jemanden am Straßenrand. Die Kurve war in einem Waldstück und der nächste Ort war mehrere Kilometer entfernt. Ich fuhr an ihr vorbei und hielt dann kurz darauf am Straßenrand an, da ich mir Sorgen um die Person machte. Es war nämlich sehr kalt und im Rückspiegel erkannte ich, dass sie nur ein langes, weißes Hemd trug das bis über ihre Knie ging. Es war eine junge Frau, die mit gesenktem Kopf die Straße entlang ging.

Ihre blonden Haare hingen vor ihrem Gesicht. Es sah fast so aus als würde sie ein bisschen leuchten und diesem sonst dunklen Wald ein wenig Licht schenken. Sie lief weiter und als sie neben meinem Auto stand machte ich das Fenster auf. „Entschuldigung, soll ich dich mitnehmen?”, fragte ich sie. Doch die Frau stand nur regungslos da und gab mir keine Antwort. „Ich fahre Richtung Ulm. Wenn du mit willst, dann steig doch ein. Die Tür ist offen."

 Sie stieg wortlos ein. Ihr Haut war extrem weiß, aber auf ihren Armen waren viele Kratzer und blaue Flecken. Außerdem wirkte sie extrem dünn und ausgehungert. „Ist alles ok bei dir?” Sie nickte und starrte weiter auf den Boden. Ich fuhr wieder los. Doch lange konnte ich meine Neugier nicht zurückhalten. „Was machst du so spät noch hier draußen?”, fragte ich sie schließlich. „Ich suche etwas." sagte sie mit einer sehr traurigen Stimme. „Was denn?”, hakte ich nach. „Jemanden.”, antwortete sie leicht genervt. Anscheinend wollte sie es mir nicht sagen.

Nach ein paar Kilometern fiel mir auf, dass ich noch gar wusste wie sie hieß. „Nathalie”, antwortete sie mir auf die Frage nach ihrem Namen. Ich wusste, mir sollte bei diesem Namen irgendetwas einfallen, aber das tat es nicht. Meinen nannte ich ihr nicht, sie schien ganz offensichtlich nicht daran intressiert zu sein mich irgendwie näher kennenzulernen. Schade eigentlich, denn ich stellte sie mir unter „normalen Umständen” ziemlich hübsch vor.

Eine extrem ruhige Stunde später waren wir fast da. Hin und wieder hatte ich versucht mit ihr zu reden, aber nichts half. Sie blieb total verschlossen. Auch trinken oder essen wollte sie nichts, obwohl sie es offensichtlich ziemlich nötig hatte. Mit der Zeit war mir etwas unwohl geworden, denn sie war schon etwas gruselig, aber ich war sehr müde und nahm das deshalb nicht so stark war.

„Wir sind gleich da, wo soll ich dich rauslassen?”, fragte ich sie wenige Kilometer vor unserem Zielort. Sie streckte ihren Arm aus und zeigte aus dem Fenster auf die Straße. Der Abschnitt der Straße war schnurgerade aber in der Weite erkannte man die Warnschilder für eine enge Kurve. „Dort, in der Kurve, hatte ich gestern einen Unfall.”, sagte sie. In der Zeitung stand heute tatsächlich etwas von einem Unfall irgendwo hier in der Gegend.

Doch ich war geschockt und starrte nur noch nach vorne, nahm aber trotzdem nichts mehr wahr. Auch nicht, wie ich immer schneller wurde. „Ich war genau auf dieser Straße und auf dem Weg nach Hause.”, erzählte sie, während die Kurve immer näher kam, „Ich kam von meinem Freund, der kurz davor Schluss gemacht hatte. Es war um die gleiche Uhrzeit wie jetzt.”- Es ist halb vier. - „Ich war unkonzentriert und fuhr gegen den Baum dort vorne, an dem jetzt die Kerzen stehen.” In nicht allzu weiter Entfernung erkannte ich, wie etwas flackerte, aber ich war wie gelähmt und versuchte nur zu begreifen was hier abging.

 „Dort vorne”, sagte sie schließlich, „bin ich gestern gestorben.” Ich drehte langsam meinen Kopf zu ihr rüber, doch sie war verschwunden. Plötzlich wurde mein Auto unruhig. Ich schaute wieder nach vorne und sah nur noch, wie der Baum immer näher kam und ...


© Chads
 
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